Stop Kidding
2002, Video, 5 min
Anna de Manincor inszeniert performative Interventionen im öffentlichen Raum, filmt diese Szenerien und bearbeitet und manipuliert diese Aufnahmen, indem sie mit Filmgeschwindigkeit experimentiert. Sie arbeitet mit filmimmanenten und filmhistorischen Referenzen, indem sie z.B. found footage Tonmaterial mit eigenen Bildern montiert.
In „Stop Kidding“ wiederholen 40 Personen in einer Art Casting Situation den selben Satz: „Io non farò figli per questo paese“ (ich werde für dieses Land keine Kinder machen). Ein Versprechen, eine Drohung oder ein Statement zur politischen und sozialen Lage in Italien, in der sich Jugendliche und Erwachsene ihrer Zukunft beraubt fühlen und sich als Protest verweigern. Eine inszenierte Verweigerung, die politisches und soziales Lebensgefühl widerspiegelt und als konkrete Reaktion auf die Regierung Berlusconi gesehen werden kann. Berlusconi steht für eine neoliberale, kapitalistische Politik extremer Ausprägung, die soziale Verteilungssysteme bevorzugt abschaffen würde um Kapital und Macht exklusiv bei den Reichen zu konzentrieren. Steuerhinterziehung und Korruption wird vom obersten Regierungschef vorgelebt und als gerechtfertigt propagiert. Gesetze werden zu Gunsten der Reichen installiert und verändert um Verteilungssysteme jenseits kapitalistischer Vorstellungen völlig zu unterminieren. Anna de Manincor inszeniert ein Statement der Verweigerung, das auf politische Ungleichheiten und unsoziale Verteilungsproblematiken verweist, die es ärmeren Bevölkerungsschichten unmöglich macht, Kindern ein sozialpolitisch gesichertes Umfeld bieten zu können.