Ferhat Özgür beschäftigt sich mit aktuellen sozialpolitischen und kulturellen Phänomenen der Türkei und kombiniert diese mit subjektiven Bezugssystemen.

In seinem Video „Today is Sun/Monday“ zeigt Ferhat Özgür den Maltepemarkt, der mitten im Stadtzentrum von Ankara liegt und ursprünglich ein russischer Bazar war. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den frühen 90er Jahren kamen Flüchtlinge aus den ex-kommunistischen Ländern nach Ankara um dort die Dinge die sie hatten zu verkaufen. Dieser Bazar wurde später in den Maltepe Markt (Name des Stadtviertels) umgewandelt. Dort wurden alle Waren ohne Rechnungen und Mehrwertsteuer unter dem Management lokaler Geschäftsmänner verkauft. Später wurde am selben Ort ein Obst und Gemüsemarkt (Strassenhändler Markt) abgehalten, der immer Montags stattfand. Das ist der Grund warum der Maltepe Markt aus transportablen Ständen bestand. Sonntags Nacht wurden die Stände auf den nahe liegenden Parkplatz gezogen um Platz für den Obst und Gemüsemarkt zu machen. Während der Videoaufnahmen im Jahr 2005 erfuhr Ferhat Özgür von den Händlern, dass die Stadtverwaltung plane den Markt aufzulösen und statt dessen ein neues Shopping Zentrum zu bauen. 2007 war nur mehr eine Baustelle zu sehen.

Parallelmärkte können aus gesellschaftspolitischen Gründen entstehen und z. B. als Ergebnis von Veränderungs­prozessen migrantische Bewegungen oder transnationale Händlerbewegungen in Gang setzen. Ein Markt auf dem transportables privates Eigentum aus ökonomischen Notlagen verkauft wird, expandiert und verwandelt sich in einen Schwarzmarkt. Ortsansässige Händler organisieren sich um den Standort der russischen Händler herum und betreiben ihre steuerfreien Geschäfte. Der Handelsplatz wird noch mit den Gemüsehändlern geteilt um eine vorteilhafte Nutzung des Standorts zu erzielen und partizipatorisch andere Händlergruppen teil haben zu lassen.