L’argent/Money
2003, Dokumentarfilm, 65 min
Isaac Isitan erforscht Veränderungsprozesse von Machtstrukturen innerhalb korrupter Systeme sowie Gegenmodelle selbstorganisierter Kooperativen, die lokale Ökonomien wieder neu erfinden und Parallelmärkte installieren. Isitan analysiert finanz- und machtpolitische Strukturen und zeigt neue Möglichkeiten der Verteilung, die z.B. als Reaktion auf den Zusammenbruch des Finanzsystems in Argentinien entstanden sind, auf.
In L’argent/Money geht Isaac Isitan den Auswirkungen des Bankencrashs in der Türkei und in Argentinien 2002 und 2003 nach. Lebenslange Ersparnisse sind über Nacht wertlos geworden. Mittelschichtbürger, die zuvor am Bankschalter in der Schlange standen, tun es jetzt vor der Essensausgabe der Heilsarmee. Wie ist es möglich, dass ein relativ wohlhabendes Land innerhalb einer einzigen Dekade bankrott geht? Mit dieser Frage im Kopf bereiste Isitan die Türkei, Argentinien und die USA, um Menschen zu porträtieren, die alles verloren haben. Eingebettet in diese Geschichten analysiert der Film die Richtlinien der Makro-Ökonomie, die, von Weltbank und IWF gefordert, ganze Nationen in die Krise gestürzt haben.
In Argentinien begannen lokale Communities konfrontiert mit dem Verlust des Geldes eigene Währungen einzuführen, um den Wert von Arbeit und Produkten wiederherzustellen. Mit Hilfe von Parallelgeld und Parallelarbeits- und handelsmärkten wurden neue Verteilungssysteme installiert um Überleben zu ermöglichen. Selbstorganisierte informelle Systeme, die ihre eigenen Richtlinien etablieren werden meistens jedoch nur solange geduldet bis sich die offiziellen Märkte wieder erholt haben.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise haben die Auswirkungen des nun internationalen Bankenchrashs extreme Ausmaße erreicht und die gesamte Weltwirtschaft erschüttert. Wie sich gezeigt hat, agieren nicht nur Weltbank und IWF ausbeuterisch, spekulativ und rücksichtslos hinsichtlich der sogenannten emerging markets, sondern ebenso das internationale Bankensystem, das die Deregulierung der Finanzmärkte weltweit institutionalisierte und den Übergang von politischer Macht an die Spieler der Finanzmärkte organisierte.